Der Garten
Es gibt Gärten, die sind mir ein Greuel, denn sie sind leblos. Das sind Gärten, die wie ein zweites Wohnzimmer ständig gesäubert und aufgeräumt werden, nichts darf unerlaubt wachsen. Vögel finden kaum Nistgelegenheit, Igel fühlen sich dort nicht wohl, Schmetterlinge finden dort auch nicht viel und flattern schnell weiter, überhaupt sind Insekten aller Art in solchen Gärten keine gern gesehenen Gäste und werden vehement mit Spritzmitteln beseitigt. Perfekte Teppichrasen, ohne das kleinste Gänseblümchen, ohne goldene Löwenzahn-Tupfer, sind der ganze Stolz ihrer Besitzer. Maulwürfen, Mäusen und Co. wird mit Fallen, Gift und anderen Mitteln der totale Krieg erklärt.
Viele, die unseren Hausgarten zum ersten Mal erblicken, meinen er sei verwildert. Und so darf er auch aussehen. Es ist ein kleines Paradies für Flora und Fauna. Der einzige Teil dieses Gartens, der regelmäßig gemäht und flächig frei begehbar gehalten wird, ist der Bienenstand mit ca. 350 m². Natürlich wird auch der Rest des Gartens bearbeitet, nur er sieht eben nicht so aus. In den Ecken dürfen ruhig Brennnessel wachsen, auch Disteln, Weidenröschen, Nachtkerzen, Schöllkraut, Johanniskraut und vieles mehr, sind willkommen. Denn sie sind lebenswichtig für viele Arten von Schmetterlingen, Schwärmern und andere Insekten. In unserem Garten tummeln sich nicht nur die hauseigenen Honigbienen, sondern auch eine bunte Vielfalt von Solitärbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Wespen. Jawohl, auch Wespen.
Die meisten Wespen-Arten sind durchaus friedlich. Wir hatten bisher jedes Jahr irgendwo auf dem Grundstück ein oder zwei Wespen-Nester gehabt. Ich bin bisher noch nie von einer Wespe gestochen worden. Die Bienenvölker werden zwar im Spätsommer/Herbst manchmal von Wespen belagert, doch echte Probleme haben die Bienen dadurch nicht. Gesunde Völker verteidigen sich erfolgreich.
Der Garten ist unsere Apotheke. Zahllose Gewürz- und Heilkräuter dürfen sich dort hemmungslos ausbreiten. Darunter nicht nur bekannte ein-/zweijährige Küchenkräuter wie Petersilie, Dill, Majoran, Kerbel, Basilikum, Koriander und Fenchel. Er ist auch Heimat sehr vieler mehrjähriger Kräuter. Einige davon verlieren ihr Laub auch im tiefsten Winter nicht und werden in meiner Küche genutzt, darunter sind Thymian, Rosmarin, Bergbohnenkraut, Salbei, Lavendel, um nur einige zu nennen. Aber die meisten mehrjährigen Kräuter, Stauden und Zwiebelgewächse ziehen sich zur Winterruhe zurück, dass sind z.B. Liebstöckel, Zitronenmelisse, Ysop, Estragon, Weinraute, Waldmeister, Schnittlauch, Bärlauch und auch viele Minz-Arten.
Jedes Jahr aufs Neue erfreuen diese Kräuter mit ihren vielen kleinen, nektarreichen Blüten die heimischen Bienenvölker. Der hocharomatische Honig dieser Völker ist bei meinen Stammkunden bekannt und heißbegehrt. Honig-Bestellungen werden häufig bereits vor der Ernte getätigt.
Die meisten Wildkräuter sind zugleich Heilkräuter und siedeln sich im Garten wie von selbst an. Irgendwo wächst immer Spitz- und Breitwegerich, Kamille, Wegmalve, Huflattich, Beinwell, Hirtentäschel, Sauerampfer und vieles mehr.
Im Sommer ernte ich die Kräuter regelmäßig. Entweder sie werden locker gebündelt getrocknet und bis zu ihrem Gebrauch luftdicht verpackt aufbewahrt. Oder ich friere sie ein, denn viele Gewürzkräuter verlieren durch Trocknung ihr Aroma. Einige werden auch frisch weiterverarbeitet, zu Kräuterbutter, Kräuteröl oder Vinaigrette für Salate.
Auch Blumen werden verwertet. Ringelblumen zum Beispiel. Diese hübsche Gartenblume wandert seit Jahren im Garten umher durch Selbstaussaat. Aus ihnen stelle ich eine Ringelblumen-Salbe her, die bei allen kleineren Hautverletzungen und rauen Händen hilft. Veilchen, Taglilien, Malven, Kapuzinerkresse und Gänseblümchen sind nicht nur hübsch, sondern auch eine schmackhafte Dekoration für Salate, Suppen und Süßspeisen.
Eingesäumt wird der Garten von Beerensträucher: Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren (weiße, rote und schwarze), auch Sanddorn und Holunder liefern im Spätsommer und Herbst gesunde Früchte.
Ein Garten wie Eden……